Shaqiri: Ich habe das Gefühl, zwei Zuhause zu haben

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Noch bevor sich der Weltfussballverband mit dem albanischen Doppelkopfadler-Jubel von Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka auseinandersetzen musste, erklärte der albanischstämmige Schweizer Spieler, wie es sich anfühlt, wenn zwei Herzen in der Brust schlagen. In einem persönlichen Interview spricht er über die Flucht als Kind aus dem Kosovo und wie ihn Erlebnisse von damals noch bis heute prägen.

Unser Haus hatte keine Heizung. Nur ein grosses Cheminée. Um mich warmzuhalten, bin ich einfach wie wahnsinnig herumgerannt.

Xherdan Shaqiri erzählt auf dem Onlineportal «The Tribune Players» ganz offen von seiner Kindheit, nachdem seine Familie aus dem Kosovo nach Basel geflüchtet war. Der Fussballer war damals vier Jahre alt.

Das Interview erlangte besonders nach dem WM-Spiel gegen Serbien Beachtung. Im Spiel gegen Serbien feierte Shaqiri sein Siegestor mit dem albanischen Doppelkopfadler.

Er wohnte mit seiner Familie in einem alten Bauernhaus in Basel. Sein älterer Bruder habe sich immer über die Kälte beschwert. Weil dessen Zimmer weit weg vom Kamin war, musste er im Winter mit fünf Decken schlafen.

Es war nicht einfach. Mein Vater sprach kein Deutsch. Er wurde Tellerwäscher in einem Restaurant. Später arbeitete er auf der Baustelle. Meine Mutter arbeitete als Putzfrau.

Vor dem Krieg flogen die Shaqiris jedes Jahr zurück in die Heimat. Doch als der Krieg losging, wurde das unmöglich.

Es war sehr schwer für meine Angehörigen, die im Kosovo feststeckten. Das Haus meines Onkels brannte nieder, sie litten extrem. Mein Vater schickte so viel Geld, wie er konnte. Darum hatten wir nie welches übrig, um es einfach so auszugeben. Nur am Geburtstag erhielten wir manchmal etwas Sackgeld.

Die Medien interpretieren seine Gefühle für die Schweiz oft fehl.

Ich habe das Gefühl, zwei Zuhause zu haben. Die Schweiz hat meiner Familie so viel ermöglicht. Und ich versuche nun, mein Möglichstes in der Schweizer Nati zurückzugeben

, sagt Shaqiri.

Aber wenn ich zurück in den Kosovo fliege, habe ich sofort das Gefühl, zu Hause zu sein. Es ist nicht logisch. Es ist einfach ein Bauchgefühl.

Schon im Jahr 2012 hagelte es Kritik, als Shaqiri nicht nur die Schweizer Flagge, sondern auch die kosovarische und die albanische auf seine Fussballschuhe sticken liess. Shaqiri versteht das nicht.

Das ist einfach meine Identität. Das Schöne an der Schweiz ist doch, dass das Land Menschen willkommen heisst, die aus Krieg und Armut kommen und ein besseres Leben suchen.

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