Ismail Kadare, ein Akademiker mit Niveau oder doch nur ein Scharlatan?

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Im Jahre 2006 veröffentlichte Ismail Kadare einen Aufsatz über die kulturelle Identität der Albaner «Identiteti evropian i shqiptarëve» (Die europäische Identität der Albaner). Darin vertritt er die Auffassung, wir Albaner seien eine westliche Nation, deren geistig-kulturelle Basis das Christentum sei. Den Islam charakterisiert der konfessionslose Schriftsteller als eine uns Albanern während des Osmanischen Reiches aufgedrängte Religion mit überwiegend negativen Folgen für uns.

Die Frage lautet natürlich, was eine sogenannte westliche Nation überhaupt sei. Die Aufteilung des Globus in «westliche» Welt, naher und ferner Osten, aber auch in «islamische» Welt sind menschliche Konstrukte; Termini, die dazu dienen, die Welt in gut und böse, fortschrittlich und rückständig, modern und altmodisch, zivilisiert und unzivilisiert aufzuteilen. Wir Albaner sind geographisch gesehen ein europäisches Volk, das im Grunde genommen den Schnittpunkt zum Orient charakterisiert. Von der Vielgötterei der alten Illyrer, zum Christentum durch das Römische und Byzantinische Reich bis hin zum Islam durch das Osmanische Reich, bietet die albanische Kultur eine ausgewogene Vielfalt an. Der Islam ist mittlerweile seit über fünf Jahrhunderten ein gewichtiger Bestandteil der albanischen Kultur. Bis zu 80 % der Albaner weltweit sprechen sich dem islamischen Glauben zu – einerseits dem klassischen Sunnitentum mit der hanafitisch-maturidischen Rechts- und Theologieschule und andererseits dem Sufismus, also der islamischen Mystik. Ismail Kadare spricht muslimischen Albanern die albanische Identität ab und stiftet mit seinen einfältigen und unzurechnungsfähigen Aussagen religiösen Unfrieden.

Der berühmte albanische Schriftsteller und Literatur- und Kulturwissenschaftler Rexhep Qosja widerspricht Kadare vehement und hält in seinem Werk «Realiteti i shpërfillur» (Die ignorierte Realität) fest, dass die Albaner gleichermassen von den Traditionen des Westens und des Orients geprägt seien. (Shqip News)

Erstellt: 03.10.2017, 21:16 Uhr

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